Heute Taubenschlag – früher Schankstätte

 

Text der Infotafel: Das Fachwerkhaus vorn, heute ein Mehrfamilienhaus, wurde 1746 von Steffen und Ilsa Maria Tidau erbaut.
Das Fachwerkgebäude hinten auf dem Hof, heute unten Stall und oben Taubenschlag, diente früher im Obergeschoss anderen Zwecken:
zunächst als Schankraum und Saal, von 1856 bis 1858 als Schulzimmer. Im 2. Weltkrieg hatten im Obergeschoss acht Kriegsgefangene aus Belgien und Frankreich ihr Nachtquartier. Tagsüber wurden sie überwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt.

Das hintere Fachwerkgebäude mit dem früheren Schankraum wurde vermutlich im 18. Jh. von Johann Heinrich Wettberg zu einem Zeitpunkt gebaut, als das Recht zum Ausschank von Bier und Brandwein, das Krugrecht – damals als bäuerlicher Zuverdienst begehrt – bei ihm angekommen war. Es wechselte jährlich unter den Ackerleuten, Halbspännern und Köthern im Dorf.

Am 8. Juni 1799 zogen die 19 Köther des Dorfes gegen die acht Ackermänner und Halbspänner vor Gericht. Ihr Vorwurf: Es sei von alters her so gewesen, dass das Krugrecht jährlich unter diesen Bauerngruppen wechselte. Aber seit einiger Zeit täten die Ackermänner und Halbspänner so, als sei das Krugrecht ihr alleiniges Eigentum. Sie, die Köther, wollten wieder daran teilhaben. Und außerdem hätte Wettberg jun., der gegenwärtige Krugrechtsinhaber, den Bierpreis unberechtigt erhöht. Ob die Klage Erfolg hatte, verschweigen die Akten.

Für den Zeitraum von 1773-1775 gibt das Wirtschaftsbuch des Brunotteschen Hofes, auch ein Ackermannhof, präzise Auskunft über den Einkauf und Verkauf der Getränke.

Das Krugrecht ging vermutlich im 19. Jh. dauerhaft an Krüger über.        

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